Reisebericht: Dreiländer MTB-Transalp zum Comer See
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Nachdem wir letztes Jahr unseren ersten Alpencross gemacht haben, der uns durch Slowenien geführt hat, haben wir uns dieses Jahr für den eher hochalpinen Alpencross von St. Anton zum Comer See entschieden. Landschaftlich klang die Beschreibung sehr interessant, allerdings sind die Höhenmeter, gerade in der sportlichen Gruppe, doch eindeutig anspruchsvoller.
Am Samstag, 10. Juli 2021, reisen wir an. Da wir bereits die Vorwoche in Österreich verbracht haben, war die Anreise auch nur kurz. Nach dem Ausladen des Gepäcks haben wir das Auto auf dem kostenfreien Parkplatz am Ortseingang abgestellt und uns den Ort angeschaut. Heute findet ein Panoramalauf statt, der sicherlich den Läufern, gerade bei dem Sonnenschein, viel abverlangt hat.
Zum Abend hin trudeln dann nach und nach die anderen Teilnehmer ein. Und der erste, den wir sehen, ist einer aus der Gruppe vom letzten Jahr in Slowenien. Und auch unsere Guides sind dieselben, Nathan und André. Außerdem ist Till dabei, der quasi in der Ausbildung zum Guide ist. Er wird die Touren ebenfalls mitfahren, zur Einarbeitung.
Gemeinsam essen wir lecker zu Abend mit allen Teilnehmern draußen auf der überdachten Terrasse des Hotels. Hier werden bereits die ersten Kontakte geknüpft und jeder ist gespannt, welche Herausforderungen die Tour tatsächlich so haben wird. Im Anschluss kommt die ,offizielle‘ Vorstellung seitens der Guides, allgemeine Informationen über die Touren im Allgemeinen, was jeder im Rucksack dabei haben sollte und zu guter Letzt werden die beiden Tourenetappen ,Light' (oder ,Highlight', wie André sie gern nennt) und ,Sport‘ für morgen, den ersten Tag unseres Alpencrosses, genauer erläutert, so dass sich morgen jeder spontan entscheiden kann, bei welcher Gruppe er mitfahren möchte. Danach ruft langsam das Bett, denn wir wollen ja morgen auch ausgeruht die ersten Anstiege meistern.
1. Etappe: St. Anton – Ischgl (45 km / 1.200 hm)
Frühstück gibt es ab 7:30 Uhr. Dann wird der Rucksack nochmal auf Vollständigkeit geprüft und um 9 Uhr ist zunächst ein gemeinsamer Bikecheck, bei dem unsere Guides uns erklären, worauf wir bei unseren Bikes achten müssen und was geprüft werden sollte auf Funktion und Sicherheit. An einigen Rädern muss auch noch etwas korrigiert werden, dann teilen sich auch schon die Gruppen auf.
Ich entscheide mich, am Vormittag bei der ,Light'-Gruppe mitzufahren, denn hier wird noch ein kleines Techniktraining angeboten in einem kleinen Übungsareal. André erklärt uns, worauf wir beim Fahren von engen Kurven, beim Überwinden von Steinstufen und auch bei einer Wippe achten müssen. Danach geht es dann auch schon weiter, eine steile Schotterpiste bergab und bald darauf einen breiten Waldweg, der sich in noch gemächlicher Steigung weiter nach oben schlängelt.
Nach einiger Zeit erreichen wir das Verwalltal. Diese Steigung wird auch von der Sportgruppe befahren, die zuvor allerdings den Weg durch eine Klamm genommen hat. André erklärt immer Treffpunkte, so dass im Anstieg jeder sein eigenes Tempo fahren kann. Die Gruppe mischt sich durch, hier und da wird gequatscht, der Anstieg fällt dadurch leichter. Erst mäßig, dann in steileren Serpentinen geht es bergan, bis sich nach und nach immer herrlichere Ausblicke auf den Fluss unter uns und die immer weiter werdende Ebene ergeben. Einige E-Bike-Fahrer fahren lächelnd an uns vorbei….naja, muss jeder für sich entscheiden. Ich finde es für mich toll, das alles aus eigener Kraft zu schaffen.
Wir passieren einige Hütten, Kühe grasen neben uns und auch ein paar Pferde stehen weiter weg und grasen entspannt. Wir fahren immer weiter Richtung Heilbronner Hütte. Der Weg wird irgendwann schmaler und steiniger, so dass man ein wenig mehr Technik anwenden muss, bis dann eine Schiebepassage kommt, da der schmale Weg einfach nur noch schlammig und rutschig ist. Hier bin ich froh, meine Traillaufschuhe gewählt zu haben, ich habe das Gefühl, mit den Sohlen mehr Grip zu haben. Endlich sehen wir die Heilbronner Hütte, unsere Mittagseinkehr, aber zunächst eröffnet sich noch ein herrlicher Blick auf einen Bergsee. Den letzten steilen Anstieg schaffe ich fast auch noch, nur am Ende schiebe ich dann doch lieber.
Draußen stärken wir uns mit österreichischen Leckereien, bis wir im Anschluss erholt gemeinsam starten. Eigentlich geht es ab hier auch getrennt weiter, aber alle wollen gemeinsam fahren, um ein paar leichte Trails mitzunehmen. Es geht erst einmal rasant bergab, über Schotterpisten und steinige Trails, an einem Stausee vorbei, der herrlich türkis in der Sonne schimmert, bis wir dann am Nachmittag kurz vor Ischgl noch ein weiteres Techniktraining bekommen.
Wir haben noch Zeit und Nathan erklärt uns, wir man ,Drops' richtig fährt. Ich traue mich nur an den kleinsten heran, andere nehmen erstaunlich gekonnt den mittleren Drop. Nach dem spontanen Minikurs rollen wir dann entspannt bis Ischgl, wo wir gleich die Räder in der Garage verstauen und direkt einchecken können.
Jeder wird nach einem gültigen Anti-Gen-Test bzw. nach einem gültigen Impfzertifikat befragt, dann geht es auch schon auf die Zimmer. Um 19 Uhr ist Abendessen angekündigt, wo wir uns alle wiedersehen. Es gibt ein hervorragendes 5-Gänge-Menü und anschließend noch seitens der Chefin des Hauses einen Prosecco für jeden und eine Verlosung für 2 Nächte incl. Halbpension – weil sich die Hotelfamilie so freut nach den langen Monaten ohne Gäste. Eine gelungene Überraschung! Anschließend folgt noch die genaue Tourenplanung für morgen, wo auch für alle Trailbegeisterten ein Extratrail noch vor dem eigentlichen Tourstart angeboten wird. Tolles Engagement unserer Guides!
2. Etappe: Ischgl – Nauders (50 km / 1.010 Höhenmeter)
Der Tag beginnt mit einem tollen Frühstück. Die Trailfahrer machen sich schon zeitig auf den Weg, für die anderen bleibt Zeit, den Morgen etwas ruhiger angehen zu lassen mit netten Gesprächen und dem einen oder anderen weiteren Cappuccino. Nachdem die Trailfahrer verspätet am Hotel ankommen, gilt es dann, sich wieder auf die Gruppen aufzuteilen. Ich wähle wieder die Light-Variante, hier sind mehr Trails dabei, außerdem wurde uns die Option einer kleinen Verlängerung in Nauders in Aussicht gestellt. Die ,Sportler' wollen sich sage und schreibe als Einstieg freiwillig 1.455 Höhenmeter am Stück die Straße hochkurbeln. Ja, ich kurbele auch gern, aber die nächsten Tage haben auch noch einige Höhenmeter parat, da nutze ich heute mal die Variante der günstigen Gondelfahrt. Die Sonne strahlt und hoffentlich bleibt es so.
Der erste Trail vom Gipfel ist dann doch für mich sehr anspruchsvoll, der zweite Teil ist flowig und schön. Oben liegt zum Teil noch Schnee und die Landschaft ist total anders. Durch das dunkle Geröll sieht es fast aus wie Vulkangestein. Nach erneuter Gondelfahrt geht es dann für uns auf der anderen Bergseite über verschiedene Trails hinab. Einige Passagen müssen wir schieben, da auch hier noch Schnee auf den Wegen liegt. In Compatsch wollten wir einkehren, aber da ist alles geschlossen.
Wieder aus dem Ort draußen machen wir Pause auf einer schattigen Bank. Snacks werden geteilt und irgendwie finde ich das jetzt auch sehr schön, das hat so ein tolles Gemeinschaftsgefühl. Gestärkt geht es dann weiter, erstmal an der Bergflanke entlang am Zitate-Weg, wo in unterschiedlichen Abständen Zitate berühmter Personen hängen. Dann geht es rasant erst über Schotterpisten, später über eine Serpentinenstraße hinab bis zum Camping Via Claudia, wo einige kurz in den Badesee Via Claudia springen und andere ihre Wasservorräte auffüllen. Bei der Wärme heute ist das schon sinnvoll!
Danach rollen wir entspannt weiter zum Altfinstermünz, der alten Zollstation. Malerisch, wie die alten Gemäuer und die Brücke über den reißenden Inn gebaut sind. Dann geht es bergan bis zur Straße und dann einige Kilometer am Inn entlang bis Martina. Hier sammeln wir uns kurz, und vor dem Anstieg bis zur Norbertshöhe gibt es noch einen süßen Riegel. Zwölf Kehren geht es nun bergan, aber in mäßiger Steigung. Und beim Quatschen merkt man die Steigung kaum. Oben sammeln wir uns wieder. Gemeinsam entscheiden wir, noch weitere ca. 300 Höhenmeter bis zum Schwarzsee hochzustrampeln, wobei ein Teil auch nur durch schieben oder tragen des Bikes zu bewältigen ist. Am Schwarzsee verschnaufen wir noch kurz, bevor es dann über herrliche Trails hinab nach Nauders geht. Geschafft!
Im Hotel wird fix geduscht, wir sind heute spät dran. Dann geht es gleich zum Abendessen. Und als Highlight kann man seine Wäsche kostenfrei im Hotel waschen lassen. Im Anschluss an das Abendessen wird die Planung für morgen bekanntgegeben. Die Wettervorhersage sieht ein wenig unbeständig aus…
3. Etappe: Nauders – Santa Maria (37 km / 1.580 Höhenmeter bis Schlinig)
Direkt nach dem Frühstück haben wir noch die Möglichkeit, unsere Vorräte im Supermarkt aufzufüllen. Dann teilen sich die Gruppen. Heute sind wir mit Guide zehn ,Sportler‘, nur vier inklusive Guide fahren die Light-Gruppe. Alle sind interessiert an der Uinaschlucht, wie ich ja auch. Es geht entspannt die ersten Höhenmeter zur Norbertshöhe hoch, dann bis Martina zum Grenzübergang über leichte Trails runter. Im Anschluss fahren wir etwa 12 km entspannt am Inn entlang, bis wir dann Richtung Uinaschlucht abbiegen. Am Fuße des Anstiegs machen wir noch eine Pause.
Genau zum Start beginnt ein leichter Nieselregen, der stetig weiter fällt. Der reißende Bach neben uns und die Landschaft ist schon toll, aber der Regen ist nicht schön, alles sieht grau au. Ich versuche mir einzureden, dass er wenigstens kühlt und es dadurch weniger anstrengend ist. Genau, als der Regen deutlich zunimmt, kommt ein kleiner Unterstand, wo wir uns erst einmal sammeln und auch etwas länger verweilen, bis es wieder aufhört zu regnen.
Dann geht es weiter, immer weiter am zwischenzeitlich reißendem Wasserstrom aufwärts, bis wir irgendwann zu einer kleinen Hütte kommen, wo wir bei schönem Wetter wohl eine längere Pause gemacht hätten, aber bei Regen wollen wir dann weiter. Ich wechsele schnell noch das Shirt, Regenklamotten drüber, dann geht es weiter. Nicht mehr lange und wir schieben. Der Eingang zur Uinaschlucht ist da. Ab hier darf man sein Bike nur noch ,stoßen'. Was anderes geht auch nicht. Zum Teil gibt es zur Schlucht keine Absicherung, aber der Weg ist breit genug. Es geht an den steilen Felsen entlang, mal durch kleine Tunnel, über Felsstufen immer weiter bergauf. Das Bike schieben alle schön am Rand, damit man sich selbst auf der Bergseite befindet. Es regnet weiter, das Wasser strömt auch die Felsen hinab, so dass man teilweise unter einem kleinen Wasserfall hindurch muss. In der Tiefe rauscht das Wasser zum Tal hinab. Hin und wieder kommen sehr unwegsame Passagen, aber jeder hilft jedem, das ist wirklich toll, wie die Gruppe gemeinsam zusammenhält, um hier auch sicher durchzukommen. Schließlich sind es ja eigentlich völlig fremde Menschen, bis zum Tourenstart, und dennoch ist das Wir-Gefühl wirklich bei allen ganz selbstverständlich! Toll!
Nach langer Zeit weitet sich die Schlucht und das erste Grün des Hochmoores kommt, aber damit auch der eiskalte Wind, zur Begrüßung gibt es Blitz und Donner. Aber es hilft nix, so nass , wie alle sind, müssen wir in Bewegung bleiben. Es geht weiter, der Weg auf der Ebene wird zwar hin und wieder kurz befahrbar, aber wir müssen noch durch etliche kleine Bäche und große Pfützen. Da das Wasser eh schon in den Schuhen schwappt, laufe ich auch irgendwann einfach hindurch, nasser geht nicht. Aber irgendwann kommt die ersehnte Sesvennahütte! Unten in der Hütte kann man sogar seine nassen Sachen aufhängen, Schuhe ausziehen und sich Plastiklatschen nehmen. Wir wechseln, soweit möglich, die Kleidung. Da heute eigentlich kein so starker Regen oder gar Gewitter angesagt war, war man nicht optimal vorbereitet, aber ein paar Wechselklamotten hat man ja immer dabei. Die Wirtin stattet uns sogleich mit Goldfolie aus, in die wir uns dankbar einwickeln, schnell ist heißer Kakao und heiße Suppe geordert, die noch nie so gut geschmeckt hat! Was für ein Abenteuer!
Unser Guide organisiert zum Glück aller einen Transfer, der uns um 16 Uhr im nächsten Ort, Schlinig, einsammelt und zum Etappenziel Sta. Maria bringen wird. Nachdem wir uns alle etwas aufgewärmt und gestärkt haben, müssen wir uns wohl oder übel wieder in die nassen Schuhe zwingen, aber die restlichen Meter bis zum nächsten Ort schaffen wir ohne Probleme. Der Transfer ist sofort zur Stelle und die Räder schnell verladen. Auch, wenn es jetzt nicht regnet, sind wir doch alle sehr durchgefroren und froh, etwa 30 Minuten später am Etappenziel zu sein.
Nach der heißen Dusche geht es schon wieder besser. Gemeinsam essen wir im Restaurant zu Abend - heute ist einer der beiden Selbstzahlerabende. Bei der Tourenbesprechung für morgen weisen die Guides schon daraufhin, dass es aufgrund der Wetterlage Änderungen zur ursprünglichen Tour geben wird. Aber die Gruppe ist sich da einig, dass das auch gut so ist. Also…drücken wir die Daumen, dass es sich bis morgen bessert….
4. Etappe: Santa Maria – Livigno (40 km / 1.350 Höhenmeter)
Heute Morgen sehen wir blauen Himmel, das ist ja mal ein guter Anfang. Nach dem Frühstück treffen wir uns an den Bikes, die eine oder andere Kette braucht nach dem gestrigen Tag etwas Pflege. Dann geht es pünktlich um 9 Uhr los. Nach einem kurzen Stopp beim Bäcker geht es gleich nach dem schönen Ort Sta. Maria in die erste Steigung. Doch zu warm angezogen, trotz Außentemperatur von 7 Grad. Aber man tritt sich echt schnell warm.
Bald geht es in Serpentinen durch den Wald, man hat Aussicht auf einen tollen Wasserfall, der weit weg in die Tiefe der schroffen Felsen stürzt. Und es beginnt wieder zu regnen. Meine kurze Regenhose habe ich bereits zum Start angezogen, aber oben herum muss dann doch die Regenjacke drüber, auch wenn man dann noch schneller schwitzt. Bald darauf erreichen wir eine Hütte, wo wir uns kurz unterstellen. Punktlandung, denn just in dem Moment kommen erbsengroße Hagelkörner runter. Das Schauspiel dauert nur wenige Minuten, dann geht es ohne Hagel und Regen weiter bergan.
Die Landschaft wird zunehmend wieder karger, man merkt, dass man im hochalpinen Gelände ankommt. Wolken hängen zwischen den Berggipfeln, es sieht wirklich beeindruckend aus. Aber am Wetter kann man nix machen, auch, wenn ich mir Sonne gewünscht hätte. Also weiter. Endlich sind wir oben. Hier ist ein kurzer Stopp, um sich dem Wetter angepasst anzuziehen, dann geht es an einem Flusslauf einen langen Trail wieder hinab. Der Trail geht an der Bergflanke entlang, über Wiesen und Schotterpisten, manchmal auch über sehr schmale geröllige Pfade, die rechts recht steil abfallen. Ein wenig Trailerfahrung muss man schon haben, um bei dem rasanten Tempo mitzuhalten. Ich hatte mich heute für die Sportgruppe entschieden, da diese sich heute voraussichtlich nur von der Geschwindigkeit unterscheidet, denn die Trails sind absolut wetterabhängig. Und letztendlich halte ich auch gut mit.
Wir kommen an einen kleinen See, hier fragt unser Guide die Gruppe, wie es weitergehen soll. Es gibt die Option auf weitere 350 Höhenmeter mit einem Trail hinab nach Livigno oder 300 Höhenmeter und den Weg nach Livigno, den auch die Lightgruppe fährt, durch das Val Mora. Die Mehrheit ist aufgrund des nahenden Regengebietes für den direktesten Weg. Noch schnell einen Energieriegel essen, dann geht es auch schon weiter.
Gleich nach dem See geht es wieder in Serpentinen über Schotterwege hoch, zunächst durch bewaldetes Gebiet, dann wird die Landschaft wieder karg und bizarre Felsen können wir rechts und links auf den Bergen sehen. Bei den tiefen Wolken sieht es malerisch aus. Der Regen nimmt zu und ich denke, Winterhandschuhe wären nun echt gut. Und gerade, als wir oben ankommen, schneit es! Unfassbar! Schnell noch ein Stopp, jeder zieht sich für die anstehende Abfahrt um, damit man nicht zu sehr auskühlt. Kurze Hose ist gerade egal, eher die frösteligen Finger machen mir Sorgen, dass ich noch vernünftig bremsen kann. In meinen Goretex-Schuhen schwappt eh schon wieder das Wasser von vorne nach hinten.
Nun geht es auch los, erst noch ein wenig wellig, dann über einen etwas schmaleren, sehr gerölligen Weg hinab, manchmal durch enge Kurven, bald erreichen wir auch wieder die Baumgrenze. Und in der Ferne sieht man sogar die Sonne, ich kann es kaum glauben!
Zwischendurch sammeln wir uns immer kurz, damit jeder zwar sein Tempo fahren kann, sich die Gruppe aber nicht zu weit auseinander zieht. Und irgendwann sind wir dann auch im Tal angekommen am Lago di Livigno. Hier radeln wir noch am See entlang bis Livigno, dann müssen wir noch die letzte Steigung des Tages bewältigen und zum Hotel radeln. Hier können wir unsere dreckverkrusteten Bikes abspülen und sogleich auf die Zimmer. Mir ist jetzt eigentlich warm, aber meine Füße merke ich gerade eher wenig. Wir versuchen, so wenig Dreck wie möglich zu machen beim Auskleiden, das ist aber echt nicht einfach. Aber nach der Dusche geht es uns wieder sehr gut.
Nathan bietet allen Trailhungrigen für den Nachmittag die Möglichkeit, nochmal einen Berg hochzustrampeln, um noch ein wenig Trail zu fahren. Da bin ich aber raus. Und die Lightgruppe ist eh noch nicht angekommen. Wir nutzen daher den Nachmittag zum gammeln. Und ich radele noch mit einem Gruppenteilnehmer in den Ort, um ein wenig durch die Geschäfte zu bummeln. Für den Abend kann man sich sein 4-Gänge-Menu selbst zusammenstellen, es gibt mehrere Wahlmöglichkeiten. Wirklich sehr schön!
Nach der Vorstellung der morgigen Touren hoffen wir nun wieder, dass der Regen mal ausbleiben wird… Den Rest des Abends verbringen viele in der Garage, um das Eine oder Andere am Bike zu schrauben mit tatkräftiger Unterstützung unserer Guides.
5. Etappe: Livigno – St. Moritz (53 km / 1.592 Höhenmeter)
Die Vorhersage am Morgen ist durchwachsen, das Wetterradar zeigt sogar in nahen Gebieten Schneefall an. Naja, langsam sind wir ja abgehärtet. Nach dem Frühstück geht es in zwei Gruppen wieder los. Nathan hat schon angekündigt, dass er bei den Wettervoraussetzungen, damit auch mit der Wegbeschaffenheit, den eigentlichen schweren Trail nicht wird fahren können, da geht die Sicherheit vor. Aber das tut der Planung sonst keinen Abbruch, es gibt dafür einen leichten Trail vom Pass hinab. Für mich der Grund, mich wieder der Sportgruppe abzuschließen.
Zum Tourenstart ist es grau, aber trocken. Es sind 7 Grad, aber dennoch reicht bergauf ein Shirt, man kommt schnell ins Schwitzen. Erstmal geht es die Straße hoch, im nächsten Ort geht es dann auf der Schotterpiste weiter mit steileren Passagen, bis wir an der Gipfelstation der Gondel ankommen. Dann geht es in einen Trail, der uns entlang der Bergflanke führt. Wir haben tolle Ausblicke ins Tal und auf Livigno. Teilweise geht es rechts neben uns steil bergab, die Landschaft ist wunderschön mit Felsen und vielen unterschiedlichen Pflanzen. Aber so richtig darauf achten kann man nicht, da man doch konzentriert vor sich schauen sollte.
An einer Hütte sammeln wir uns wieder, von dort geht es dann erst einmal einen schönen Trail bergab. Das Wetter hält sich, aber ich bin froh, meine lange Regenhose angezogen zu haben, ich bin durch die vielen Pfützen schon total eingesaut. Aber gehört ja irgendwie dazu. Dann geht es auch gleich wieder ein Stück bergan, bevor der zweite Trail kommt. Herrlich! Nach einer Weile rollen wir dann ein relativ ebenes Stück Richtung Forcolapass. Hier gibt es nun zwei Varianten, entweder die Mountainbikestrecke, die sich zunächst recht eben in das Tal schlängelt, dann am Ende aber in steilen Serpentinen bis zum Pass hochgeht. Alternativ kann man die Passstraße fahren, welche aber auch normal von Autos genutzt wird.
Ich bin die Einzige aus unserer Gruppe, die sich für die Straße entscheidet, aber ich finde eine mäßige Steigung gerade verlockender als richtig steile Kurven. Beim Anstieg weht ein kräftiger Wind und es beginnt leicht zu nieseln, was aber eher erfrischend ist. Der Anstieg dauert auch gar nicht so lange und tatsächlich sind es auch nur wenige Autos, die an mir vorbeifahren. Oben angekommen gehe ich gleich in die Gaststube vom ,2315‘, welches auch die Passhöhe angibt.
Kurze Zeit später sind aber auch die anderen Biker schon da. Wir bestellen Spaghetti Carbonara, lassen uns den einen oder anderen Cappuccino schmecken und wärmen uns erstmal auf. Der Regen nimmt zu und wir schieben unseren Start weiter nach hinten. Irgendwann ist es aber soweit und es geht los, es hat jetzt auch genau aufgehört zu regnen. Wir schieben zunächst die ersten Meter des Trails, der sich noch weiter auf die bizarren Berge schraubt. Viele fahren auch den Großteil, ich schiebe doch mehr, mir sind die Felsen teilweise zu rutschig. Uns wird schnell wieder warm und es dauert, bis wir dann wirklich am Traileinstieg sind, der uns bergab führt. Die Ausblicke sind gigantisch, gerade mit dem Nebel, den Wolken und den Fetzen blauen Himmels wirkt es umso beeindruckender. Der ,leichte‘ Trail bergab ist aber auch nicht so ohne, macht aber mega Spaß! Zwischendrin ist eine kurze Tragepassage, aber die wird gemeinsam gemeistert. Danach geht es weiter runter, bis wir an einem kleinen See ankommen und immer weiter über schmale Schotterpisten und Pfade hinab fahren.
Wir passieren noch den Berniner Pass und fahren auch eine lange Strecke an den Schienen der Rätischen Bahn entlang, genießen weitere Trails und stoppen kurz an einem reißenden Flusslauf, um Fotos zu machen. Kurze Zeit später haben wir einen traumhaften Blick auf einen Gletscher. Dann rollen wir noch ein wenig wellig, bis wir dann die letzten 150 Höhenmeter durch einen Wald bis St. Moritz hochkurbeln müssen. Auf den letzten Metern beginnt wieder ein leichter Nieselregen, aber genau zum Start des Gewitters sind wir an der Jugendherberge, die heute unser Domizil ist. Das ist perfektes Timing. Die Zimmeraufteilung geht nach Geschlechtern, Männer für sich, Frauen für sich. Da wir nur vier Frauen sind, passt das super. Schnell haben wir uns eingerichtet, sind geduscht und freuen uns auf das Abendessen. Was für ein grandioser Tag! Kaum zu glauben, dass morgen schon die letzte Etappe sein wird!
6. Etappe: St. Moritz – Comer See (95 km / ca. 1.000 Höhenmeter)
Das Frühstück in der Jugendherberge ist echt klasse! Gestärkt stellen wir uns der Herausforderung für die letzte Etappe. Heute fahre ich nochmal bei der Sportgruppe mit, die schon um 8:30 Uhr startet, da müssen wir ein wenig zeitiger zum Frühstück, denn unsere Räder brauchen nach dem Drecktag gestern auch noch ein wenig Pflege. Bei Sonne und 7 Grad geht es los. Trotz der niedrigen Temperatur reicht wieder einmal nur ein Shirt, denn es geht gleich in die erste Steigung und da wird einem schnell warm.
350 Höhenmeter geht es durch den Wald mal steil, mal in angenehmer Steigung immer weiter hoch, bis wir irgendwann am Einstieg zum ersten Trail ankommen. Nathan erklärt uns wieder die Beschaffenheit des Trails und dann geht es auch schon los. Wir haben zwischenzeitlich unsere Reihenfolge festgelegt, könnte man sagen. Die guten Biker sind vorne, je nach Können starten dann die anderen. Ich bin meist eher hinten weiter, da ich doch manchmal unsicher bin und eben über einige Passagen mein Bike schiebe. Aber das geht auch denen hinter mir so, von daher passt das gut. Die nächsten beiden Trails sind dann nochmal schwerer und ich schiebe fast durch, die hohen Steine und engen, gerölligen Kehren sind mir doch zu heftig. Unten angekommen muss erstmal ein Schlauch gewechselt werden. In der Zeit gibt es eine kleine Stärkung mit schöner Aussicht auf den See.
Dann geht es weiter, am See entlang, teils wellig, teils steil, bis wir bald den Malojapass erreichen. Hier treffen wir uns mit der Lightgruppe, um dann gemeinsam die Passstraße ins Tal zu radeln. Aber vorher wird noch schnell ein Gruppenfoto geschossen zur Erinnerung an eine echt spannende und herausfordernde Woche. Dann geht es in rasantem Tempo die unzähligen schmalen Kehren bergab. Unten sammeln wir uns wieder und splitten die Gruppe in drei Grüppchen, da wir ja auch Till dabei haben, der gerade als Guide eingearbeitet wird. Er fährt mit einigen die Passstraße weiter, André und Nathan fahren mit uns zunächst gemeinsam eine ausgewiesene Mountainbikeroute, wo wir uns bei einem unbekannten Teilstück dann nochmal aufsplitten, da Nathan mit den Trailbegeisterten auf deren Wunsch noch diese neue Route testen möchte.
Aber nach heute Morgen bleibe ich bei André, der normal ja immer die Lightgruppe leitet. Es geht über einen weiteren leichten Trail und schöne Wege weiter hinab, wir durchfahren malerische kleine Ortschaften und sammeln dann auch noch Till und seine Gruppe ein. Es geht gemeinsam weiter, wir passieren eine kleine Hängebrücke und kommen dann irgendwann an der Mittagseinkehr an, wo die Trailfahrer bereits gemütlich sitzen. Ich lasse mir etwas leckeres Italienisches schmecken, wo wir denn nun wieder in der Lombardei sind. Ab hier fahren alle gemeinsam weiter, immer weiter am Fluss Maira entlang, es geht kontinuierlich leicht bergab. Bis zum Comer See sind es noch etwa 40 km, die wir in zügigem Tempo fahren. Die Aussichten auf die umliegenden Berge sind weiterhin beeindruckend, aber man merkt zunehmend, dass es wärmer wird. Und plötzlich sind wir am Lago di Mezzola, dem See, der dem Comer See vorgelagert ist. Es sind dunkle Wolken Richtung Comer See, weshalb wir erst einmal in der Gruppe abstimmen, ob wir wirklich noch die 10 km zum Comer See fahren wollen. Ja, wir wollen!
Also wieder rauf auf die Räder. Ein Teil der Gruppe hatte sich bereits vorher abgesetzt, um ein wenig Verpflegung einzukaufen, quasi für die Zieleinfahrt. Als wir dann auch diese Gruppe eingesammelt haben, geht es gemeinsam die letzten 10 km zum Comer See, wo wir auch bald eintreffen. Wie schön! Geschafft! Gemeinsam stoßen wir auf unsere gemeinsam bewältigte Tour an, einige springen ins Wasser, wir sitzen zusammen und lassen die Tage nochmal Revue passieren.
Eine entspannte und zufriedene Stimmung liegt in der Gruppe, wir sind alle stolz auf unsere Leistungen, besonders bei den Wettergegebenheiten, die wir hatten. Nach einer ganzen Weile radeln wir zurück zu unserem Hotel, welches am Lago di Mezzola liegt. Das Abendessen ist für 20:30 Uhr angesetzt, so haben wir keine Eile. Es ist ein seltsames Gefühl, dass die Tour nun vorbei ist. Aber wir genießen den letzten Abend in der tollen Gruppe bei leckerem italienischen Essen, dem einen oder anderen Wein, netten Gesprächen und viel Lachen. Nathan und André haben sich auch wieder die Mühe gemacht und für jeden einzelnen Teilnehmer die geleisteten Höhenmeter und Kilometer ausgerechnet und in einer Urkunde festgehalten, die jedem Einzelnen mit ein paar persönlichen Worten überreicht wird. Ich finde das ja eine ganz tolle Geste! Der Abend klingt spät auf der Hotelterrasse aus und wir fallen zufrieden und müde ins Bett.
Abreise….am nächsten Morgen. Der Wecker klingelt natürlich viel zu zeitig. Schnell packen wir die restlichen Sachen und genießen ab 7:15 Uhr ein tolles Frühstück auf der Terrasse mit Blick auf den See. Ab 8:00 Uhr werden die Räder verladen und gegen 8:30 Uhr fahren wir dann gemeinsam Richtung St. Anton. Mit dem Bus fahren wir jetzt einen Großteil unserer Tour rückwärts ab, auch spannend, da man häufig Orte wiedererkennt. Ein schöner Abschluss. In St. Anton verladen wir dann die Räder und unser Gepäck auf unsere Autos und nehmen Abschied von der Gruppe. Schön war’s!
Fazit
Landschaftlich eine wirklich tolle Tour, die bei bestimmten Wettervoraussetzungen jedoch zusätzlich eine große Herausforderung ist, aber so ist die Natur eben: Nicht planbar – und das ist auch gut so! Die gewählten Wege waren toll und landschaftlich ist es sehr abwechslungsreich, da man immer wieder im hochalpinen Gelände unterwegs ist. Die Gruppe war super, vom Alter sehr durchgemischt, aber gerade das finde ich auch toll. Und gerade hier kommt es auf die Fitness an, nicht auf das Alter. Es gibt ja immer verschiedene Charaktere, die bei Gruppenreisen aufeinander treffen, aber auch dieses Jahr passte das im Großen und Ganzen sehr gut. Aber ohne die tollen Guides, die jede Tour genau erklärt haben, auf jeden von uns eingegangen ist und immer alles im Auge haben, wäre eine solche Tour sicher auch anders. Wirklich klasse!
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