Reisebericht: Wanderreise an der Amalfiküste
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Vorab: diese Wanderwoche Amalfiküste ist eine meiner schönsten Reisen bisher gewesen. Die Amalfiküste ist eine touristisch interessante Region, aber erst mit den Wandertouren lernt man die traumhaft schöne Kombination der Natur, Kultur und Geschichte dieser Region kennen.
Die Wanderwoche wird von einem externen Kooperationspartner durchgeführt, unser Wanderführer für die gesamte Woche war Daniela – eine(n) bessere(n) hätten wir uns nicht wünschen können! Da Sie seit Jahren dort lebt, hat sie uns alles über die Gegend, Land und Leute erzählen können. Und sie hat uns mit ihrer permanenten guten Laune so was von beflügelt.
Beim Wandern Vollprofi stand trotzdem immer unsere Sicherheit und unser Wohlbefinden im Vordergrund, so musste eine Wanderung wettertechnisch und eine wegen Einsturz-/Abbruchgefahr verändert werden. So umsichtig werden dort nicht alle Wandertouren von anderen Guides/Agenturen geplant wie wir mitbekamen.
Ankunft Tag 1 (Samstag)
Vom Flughafen Neapel ging‘s im Kleinbus auf die Halbinsel Sorrent nach San Lazzaro – einem Bergdorf von Agerola, was für uns für die nächsten 3 Tage der Ausgangspunkt war.
Da es mehrere Hoteloptionen für Frosch gibt, weiß man vorher nicht, wo man untergebracht ist, man ist sehr gespannt, wo der Busfahrer einen auslädt. Unser Hotel war ein sehr gemütliches, kleines, landestypisches Hotel mit einem Blick in die Monti Lattari (Berge) rundum, ins Tal, am Horizont aufs Meer und am Morgen auf die Wolken, die unter einem hängen und langsam aufziehen. Die andere Seite des Hotels liegt leider direkt an der Durchgangsstraße, was bei vorbeiratternden Autos und Mopeds und typisch italienischer Bauweise von Fenstern schon einer hohen Kunst des Einschlafens bedarf.
Das Abendessen hier im Restaurant war typisch italienisch und ein krönender kulinarischer Abschluss eines jeden Wandertages. Die Leute im Ort sind – wie ich in der gesamten Region erleben durfte – sehr freundlich und aufgeschlossen gegenüber interessierten Touristen. Bei einem spontanen Spaziergang nach der Ankunft und einem ersten Eindruck vom Ort, bin ich mit der Inhaberin eines Agriturismo ins Gespräch gekommen und wurde von ihr eingeladen, die so berühmten Amalfi-Zitronen (sie waren der Auslöser unseres Gespräches) bei ihr zu verkosten. Spätestens in Amalfi sollte diese jeder probieren, denn man kann sie einfach so essen!
Nachdem wir am Ankunftstag abends unsere Wanderführerin und uns (8 Wanderer) gegenseitig kennengelernt haben, alle Bedenken, dass man vielleicht weniger wanderfit als andere vlt. erfahrenere (Berg-)Wanderer wäre sich aufgelöst haben, starteten wir am Tag 2 (Sonntag) unsere 1. Wandertour (statt Besteigung des Monte Sant‘ Angelo wegen Schlechtwetter und regnerischen Vortagen geändert).
Nachdem wir uns wie jeden Morgen in Agerola unsere Tagesverpflegung ganz frisch im Laden bei Mamma Lucia (?) gekauft und uns Paninis belegen lassen haben, starteten wir fußläufig zu einem wunderschönen Pfad, der uns schlängelnd entlang der Steilküste in westliche Richtung führte. (Bild 1)
Fasziniert von der üppigen Pracht der Natur wanderten wir vorbei an der Grotta S. Barbara, überquerten den Fjord von Furore (Bild 2), der uns Schatten und dessen Wasser uns Erfrischung spendete bis Bomerano und weiter bis zum Belvedere di Paipo unterhalb der Monte Tre Calli, wo wir einen wunderschönen Blick über die Halbinsel Sorrent, auf die Insel Li Galli (die „Sirenen“) und bis nach Capri hatten. (Bild 3) (Tour 12 km, +577/-383 Hm).
Am 3. Tag (Montag)
... starteten wir wieder fußläufig von San Lazzaro auf den Monte Murillo – ein kurzer knackiger Aufstieg über Treppen, bereits auf halber Höhe den ersten Ausblick genossen, ging's weiter bis zum Gipfel über einsame Wege, wo wir einen tollen Blick über Agerola hatten. Weiter wieder ein Stück auf dem L'Alta Via dei Monti Lattari (der hohe Weg der Bergkette Monti Lattari), den wir fast jeden Tag frequentierten, bis zum Tal der Quellen von Acquolella (Bild 4) – einem geschützten/eingezäunten Gebiet mit wunderschönen Wasserfällen, die wir hautnah besichtigten.
Weiter ging's auf urigen Schotterwegen und steinigen Wegen, durch schattige Wälder bis zum Valle delle Ferriere (dem Eisental), vorbei an den Ruinen der Eisengießerei entlang des Flusslaufes des Canneto, wo wir uns herrlich mit den Beinen erfrischen konnten. Erfrischt und gestärkt ging es weiter zum Valle dei Mulini (Tal der Mühlen) mit den alten Wassermühlen, die damals das rauschende Wasser des Flusses nutzten, später wurden daraus die Papiermühlen, die das berühmte Papier von Amalfi herstellten.
Bevor unsere Tour endete, stärkten wir uns noch in einem urigen Agriturismo - mitten in den Zitronenhainen in den Hängen oberhalb von Amalfi (Bild 5). Nach anschließenden wenigen Minuten erreichten wir Amalfi, und kaum waren wir in den Ort heruntergestiegen, umfing uns schon das quirlige Leben des Ortes mit seiner Hauptmagistrale, wo sich alle auf der Straße, in Restaurants, auf der Treppe der Basilika oder einfach auf der Piazza treffen – also das pulsierende Leben.
4. Tag (Dienstag)
Heute liefen wir die schönste Tour der Amalfiküste – den unten Teil des Sentiero degli Dei - basso (Pfad der Götter) und so göttlich war auch die Aussicht, als die Wolken endlich aufzogen. Der Name stammt wohl eher daher, dass man auf dem Pfad den Göttern so nah ist. Aufgrund eines Wegeabruchs/Einsturzgefahr auf dem letzten Drittel des Götterpfads, entschied unser Wanderguide, die Tour ab dieser Stelle etwas zu verändern, da unsere Sicherheit vorging.
Wir starteten in Bomerano, füllten unsere Wasserflaschen am Trinkwasserbrunnen auf – welche es überall in der Gegend gibt – liefen erwartungsvoll am Eingang des Götterpfades hindurch und fast die gesamte Zeit im Gänsemarsch, da der Pfad sehr schmal und der Abgrund sehr tief ist, aber mit einer gewissen Aufmerksamkeit ist der Pfad für jeden machbar.
Wir liefen wunderschöne Pfade, die terrassenförmig am Berg angelegt sind, vorbei an üppiger Natur – Blumen, Sträucher, Kräuter, (teilweise mehr als mannshohe) Büsche, Wiesen und Bäume.(Bild 6) Als dann endlich die Wolkendecke aufriss, bot sich uns auch der atemberaubende Ausblick hinunter auf die Terrassen der Küste und auf das azurblaue Meer. Wir kamen vorbei an einem imposanten Felsen mit einem kleinen Vorplatz – hier sollen ab und zu Konzerte stattfinden.
Unser Weg führte uns weiter zum Kloster San Domenico, auf dessen Terrasse wir ein schattiges Plätzchen für ein Picknick mit einem tollen Ausblick hatten. Für jeden, der wollte, gab es frisch gebrauten Espresso aus der winzigen provisorischen Küche. Von dort stiegen wir hinab nach Praiano(Bild 7), wo wir mit dem Bus die kurvenreiche Küstenstraße nach Positano nahmen.
Vorher noch Natur pur, schlug uns in Positano das quirlige Treiben des beliebten Touristenortes entgegen. Nach einer „Pflichtrunde“ durch die engen und vollen Gassen des Ortes konnte man sich am vollen Strand oder in einem der Cafés niederlassen oder noch ein Stück weiter den Ausläufern des Ortes an der Küsten folgen, von wo man einen tollen Blick auf den Jachthafen hat.
Später ging es dann mit der Fähre nach Amalfi (Bild 8), wo wir an unserem 2. Standort das Hotel Central bezogen. Wie der Name richtig bekundet, liegt das Hotel an DER Piazza – mitten im quirligsten Leben von Amalfi, gegenüber der Cattedrale di Sant' Andrea Apostolo. Mein Zimmer lag in Richtung der Piazza, so konnte ich vom Fenster aus fast in den Dom hineinschauen.
So faszinierend wie es war, mittendrin im Zentrum von Amalfi zu sein, abends einfach vor der Tür die Restaurants und Bars zu haben, so unruhig bzw. laut war es leider auch die ganze Nacht durch, denn die Piazza ist der absolute Treffpunkt der jüngeren Amalfiteraner. Ein absolutes Highlight des Hotels ist der Frühstücksraum mit der angrenzenden Dachterrasse, wo wir auch manch Abend mit WLAN-Empfang und einem Glas Wein ausklingen ließen.
5. Tag (Mittwoch)
Dieser Tag stand zur freien Verfügung. Die meisten von uns entschieden sich für einen Besuch von Capri. Man kommt mit einer Fährfahrt hin und kann die Insel zur Abwechslung im schlendernden Schritt erkunden. Absolut empfehlenswert.
6. Tag (Donnerstag)
Die heutige Tour musste aufgrund von Regen auf Freitag verschoben werden, spontan machte unser Wanderguide daher eine Amalfi-Tour mit uns. Wir erfuhren so einiges über die Geschichte und die Kultur der Amalfiteraner, wie u. a. die lustigen Figuren in der Amalfi-Miniatur, die übergroße, ganzjährige Weihnachtsgeschichte, die Bogengänge und das Mueso della Carta (Papiermuseum), wo wir erfuhren, dass das frühere Papier aus Lumpen hergestellt wurde.
Wie auch heute - allerdings auf Baumwollbasis - mit noch funktionierenden Originalgerätschaften in Handarbeit das Amalfi-Papier geschöpft wird, durfte ich selbst ausprobieren – es ist gar nicht so schwer. Allerdings wird es nur in limitierten Auflagen für Sonderanfertigungen und für Museumszwecke hergestellt.
Terrassenförmig in die Hänge hineingebaut, gibt es in Amalfi eigentlich nur eine schmale Hauptmagistrale, die größtenteils Fußgängerzone ist, sowie die Küstenstraße. Alles andere sind Gassen und Gässchen – meist mit vielen Stufen, durch die man wunderbar umherwandeln und sich auch ein wenig verlaufen kann.
Aber Amalfi ist nicht groß, so kommt man immer wieder an einem zentralen Punkt an, das schöne ist aber, man braucht nur 1x von der Hauptmagistrale abbiegen und schon ist man jeglichen Trubel entkommen, geht man gar noch 100 m weiter, ist man sofort in der Natur: in den Zitronenhängen und hat die Berge zum Greifen nahe. (Bild 9)
Tag 7 (Freitag)
Am Freitag wanderten wir die Tour, die eigentlich für Donnerstag vorgesehen war. Es war die richtige Entscheidung, diese heute statt der eigentlichen zu machen, denn die Orte, durch die wir kamen, waren wunderschön.
Zuerst ging es vom Hotel natürlich wieder viele Stufen aufwärts und wir bekamen einen schönen Ausblick auf Amalfi zu unseren Füßen. Dann liefen wir weiter in den kleinen nahen Nachbarort Atrani, der einen beschaulichen Charme fern jeglichen Massentourismus hat. Durch das Valle del Dragone kamen wir später zu unserem nächsten Ziel unserer Tour, Ravello – ein Touristenort, aber wunderschön.
Eine der Hauptattraktionen ist die Villa Cimbrone mit einem wunderschönen weitläufigen Park, auf dessen Terrasse die berühmte Balkonszene von „Sissi“ gedreht wurde (Bild 10) und welche heute ein Nobelhotel beherbergt.
In Ravello gibt es noch viele andere Sehenswürdigkeiten, aber wir verbrachten einen Teil unserer Zeit im Park der Villa Cimbrone und entspannten uns von der Wanderung. Zurück ging es wieder über Atrani nach Amalfi, wo wir leider schon unseren letzten Abend vor uns hatten.
Dieser war ein krönender Abschluss: Daniela hatte für uns in einem Restaurant in einer nur vom Meer zugängigen Bucht das Abendessen reserviert. Mit dem Restaurant-Boot wurden wir am Hafen von Amalfi abgeholt und konnten so noch einmal ein kleines Stück der schönen Costiera Amalfiterana - die wir per pedes kennengelernt hatten - vom Meer aus anschauen.
Tag 8 (Samstag)
Heute hieß es für nur 2 von uns Heimreise, der größte Teil unserer Wandergruppe ist weitergereist zur Verlängerungswoche im Sportclub Il Tempio, wo wir auch sehr schöne Tage verbrachten. Uns allen wird diese erlebnisreiche Wanderwoche mit ihren fantastischen Eindrücken und vielen Stufen und Treppen in bester Erinnerung bleiben. Lieben Dank an unseren Wanderguide Daniela für diese tolle Wanderwoche!
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