Eigentlich wollte ich nach Vietnam...
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... doch leider klappte das nicht (mit den Details möchte ich euch nicht langweilen) und so entschied ich mich mit 31 Jahren meine erste Reise ganz allein anzugehen.

Als ich das erste mal auf das Trailrunning-Camp in Westendorf gestoßen bin, hatte ich ehrlich gesagt überhaupt keinen blassen Schimmer was Trailrunning überhaupt ist. Nach einer kleinen Recherche war mir klar - die Trainerin ist mir jetzt schon total sympathisch- ich buch das mal.

Die Anforderung von 14 km am Stück laufen erschien mir doch machbar und so stellte ich einen motivierten Trainingsplan auf, in der Hoffnung nicht die langsamste in der Truppe zu sein. Mit dem affenheißen Sommer hatte ich natürlich nicht gerechnet - und so verlief das Training doch eher so mittelprächtig. Mit ein wenig Angst vor der Kondition der übrigen Teilnehmer stieg ich also in den Zug nach Westendorf.

Anreise 

Die Anreise mit der Bahn von Ostwestfalen (über Kassel-München) lief total entspannt und bereits am kleinen Bahnhof in Westendorf traf ich auf die ersten beiden Frösche, die mich netterweise mit dem PKW zum Sportclub mitnahmen. Zu Fuß ist es doch ein bisschen weit. 

Ankunft 

Das Doppelzimmer zur Alleinbenutzung befand sich im Neubau des Sportclubs und lies keine Wünsche offen - Haartrockner, Wäscheständer, ein neues Badezimmer und ein Panorama-Ausblick auf die Berge. Ich fühlte mich direkt wohl.

Da das Camp erst am Mittwoch startete und ich bereits Samstag angereist war, hatte ich noch ein paar Tage zur freien Verfügung. Nach dem hervorragenden Abendessen buchte ich mich kurzerhand zur Wander–Intensiv-Gruppe dazu, da glücklicherweise zwei Teilnehmer abgesprungen waren. Im Nachhinein war es eine super Idee eher anzureisen, damit man sich an die Höhe gewöhnen kann.

Wandertag Tag 1 Wander-Intensivkurs 

Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück los - eine herrliche Wanderung mit einer super sympathischen Gruppe und unserem Wanderguide Andi. Ich war mit Abstand die Jüngste in der Gruppe - aber das war überhaupt kein Thema - die anderen Wanderer waren einfach top drauf und so waren schon nach dem ersten Tag meine Bedenken, alleine zu verreisen, komplett verflogen.

Bis zum Gipfelkreuz sind dann nicht alle mitgekommen - es war echt anstrengend, aber der Ausblick hat alles entschädigt und zufällig war ein Flachmann mit Birnenschnaps zur Hand.

Wandertag 2 Wander-Intensivkurs 

Der zweite Wandertag war einer der Highlights der Reise - mit Taxis ging es ca. eine halbe Stunde in ein benachbartes Tal und auf unserer Wanderung sichteten wir nur zwei weitere Wanderer. Auf dem Weg zum Gipfel durften wir unsere Flaschen bei einer Almhütte auffüllen.

Auch an diesem Tag war der Name Wander-INTENSIV Programm - und ich wunderte mich über die gute Kondition der anderen Teilnehmer.

Etwas unterhalb des Gipfels aßen wir unsere Brote bei herrlichem Ausblick in der Sonne.

Wandertag 3 + Vorbesprechung Trailrunning-Camp

Der dritte Tag der Wanderer war dann nicht ganz so anstrengend wie die ersten beiden und wir bekamen Verstärkung von einem weiteren Wanderguide, dem Thomas.

Abends gab es Obstler im Angebot an der Bar und so wurde der einzige freie Tag danach doch eher zum Katertag. An dem Tag reisten dann die übrigen Trail-Running-Camp-Teilnehmer an und natürlich auch Anne-Marie - unsere Trainerin.

Auch die anderen Wanderer erwarteten die Neulinge mit Neugierde. Vor dem Abendessen trafen wir uns zur kurzen Vorbesprechung. Anne-Marie war genauso sympathisch wie erwartet. Die Gruppe war klein und bestand aus einem Pärchen - Doris und Herbert - das sich als absolute Lauf-Profis aus den Voralpen mit Trail-Running-Erfahrung entpuppte. Nervosität stieg in mir auf. Eine weitere Teilnehmerin, Zdeni, eine gebürtige Tschechin, war definitiv auch fitter als ich - letztlich sind wir beide die meiste Zeit zusammen gelaufen. Spontan entschied sich dann noch Markus, am Camp teilzunehmen; ein Hobbyläufer ohne Trailrun-Erfahrung – dafür mit einem super Humor ausgestattet.

Die Strecke für den nächsten Morgen: 13 km und 1.100 Meter- Panik! Das entsprach ungefähr der Wanderstrecken der ersten beiden Tage. Wie soll man das bitte laufen???

Auf meinem Zimmer gab ich einen verzweifelten Hilferuf per Sprachnachricht an meine beste Freundin zu Hause ab; die Wanderer versuchten mich beim Abendessen zu beruhigen. 

Trailrunning-Camp Tag 1

Mit zwei Autos starteten wir dann nach einem entspannten Frühstück zu unserem ersten Trailrun. Das angekündigte „lockere Einlaufen“ bestand darin einfach in den Berg einzusteigen. Zdeni hatte mit Asthma zu kämpfen - ich schlicht mit meiner schlechten Kondition. Aber Anne-Marie ist ein echter Profi und gab uns die ersten Motivation-Tipps - wir malten uns Bilder im Kopf von Sauerstoffzelten, verstopften Schläuchen, die sich weiteten, von Düsenantrieb und und und. Manchmal trabten wir einfach nur schnaufend den Berg hoch. Es war ein herrliches Gefühl, an seine Grenze zu kommen, sich selbst zu überlisten und vom Team motiviert zu werden.

Manchmal war es so steil, dass wir schnell gewandert sind - wer wollte konnte sich dafür Anne-Maries Stöcke ausleihen. Dann kamen wieder Passagen, die man langsam joggen konnte.

Doris und Herbert waren natürlich zuerst am Gipfel - dicht verfolgt von Markus. Als Zdeni, Anne-Marie und ich das Gipfelkreuz erreichten, an dem sich eine kleine Ziegenherde eingefunden hatte, wusste ich gar nicht, ob ich vor Stolz lachen oder vor Erschöpfung heulen sollte. Aber es blieb nicht viel Zeit - es war windig und entsprechend kalt, Blasenpflaster wurden gewechselt, neues Top an, kurzes Gipfelfoto - und dann ging es los - bergab.

Anne-Marie hatte uns bereits mit der Technik vertraut gemacht und so rannten wir wie die Irren die erste Passage runter. Tapp- Tapp- Tapp - nicht auf die Wurzeln- nicht auf lockere Steine - es war irre anstrengend, sich zu konzentrieren, obwohl man vom Aufstieg bereits so erschöpft war. Adrenalin pur - wer gern Ski fährt, kennt das Gefühl - es war einfach nur die Natur und der Kampf gegen sich selbst.

Zwischendurch legten wir immer wieder kurze Päuschen ein, füllten unsere Pullen am Bergbach auf, machten ein paar Fotos, ließen das Bergpanorama auf uns wirken und besprachen ein bisschen die Lauftechnik.

Auf nicht so steilen Passagen quatschen wir, lachten - Sportler unter sich halt.

Als wir unten ankamen stand jedem die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben und wir kühlten unsere müden Füße im Bergbach.

Danach ging’s erstmal auf ein Eis in den örtlichen Supermarkt und dann in den Sportclub zum gemeinsamen Stretching.

Der Stolz war uns ins Gesicht geschrieben beim Abendessen und so berichteten wir stolz den anderen Gästen im Sportclub von unserem Tag.

13 km- 1.100 Höhenmeter- 2,5 Stunden reine Laufzeit- 4 Stunden insgesamt – ich denke das kann sich sehen lassen... 

Trailrunning-Camp Tag 2 

Vom Profil her entsprach die Strecke am zweiten Tag ungefähr die dem Vortag, nur diesmal auf nassem Untergrund. Der Wetterbericht kündigte bereits am Vorabend Gewitter und Dauerregen an und so sah es beim Frühstück auch aus - aber Anne-Marie blieb optimistisch und so tranken wir noch entspannt ein weiteres Stündchen Kaffee und starteten dann bei leichtem Regen die Tour vom Sportclub aus auf den nahegelegenen Hausberg. Die Strecke kannte ich in etwa schon von der Wanderung an Tag 1. Nach ca. einer halben Stunde hörte es auf zu regnen, der Nebel und die Gewitterwolken verzogen sich und so hatten wir doch noch gutes Laufwetter. Der Vorteil war auch, dass wir nun auch das Trailrunning auf feuchtem Untergrund üben konnten. 

Es ging insgesamt etwas langsamer voran als am Tag zuvor und glücklicherweise ist auch niemand hingefallen. Bis ganz zum Gipfel sind wir nicht gelaufen, sondern sind ganz weit oben quasi um den Gipfel einmal rumgelaufen und den Berg dann natürlich wieder runter. Ein herrlicher Trail. Auch hierbei gab es keinerlei Verletzte - abgesehen davon, dass ich von einer Wespe ins Bein gestochen wurde und sich Renate, eine weitere Teilnehmerin aus dem Sportclub, die den Tag spontan zu uns gestoßen war, am Weidezaun einen Stromschlag kassiert hatte. 

Nach unserer Rückkehr im Hotel hatten wir die Dusche sichtlich nötig. Danach besprachen wir mit Anne-Marie im Yogaraum noch einige Entspannungstechniken und machten zusammen eine besondere Art Autogenes Training. 

Trailrunning-Camp + Abreisetag 

Auf dem Plan für den Abreisetag stand das „Fahrtspiel“. Ich hatte natürlich keine Ahnung was das ist. Wir liefen ganz locker mit normalen Laufschuhen vom Sportclub aus los und joggten insgesamt 8 km auf flachem Terrain/ ganz einfachen Trails in verschiedenen Tempi und bauten zwischendurch einfache Übungen aus dem Läufer-ABC ein. Ich glaube, jedem von uns (außer Anne-Marie) taten die Beine weh; der Muskelkater schmerzte unglaublich. Aber es machte trotzdem Spaß nochmal mit dem Team vor der Abreise unterwegs zu sein. 

Der Abschied war für mich emotional. Wir waren ja alle nur drei Tage zusammen gelaufen, aber es hatte uns auf eine besondere Art zusammen geschweißt. Das Team war einfach top. Ich glaube jeder von uns ist mehrfach über seinen eigenen Schatten gesprungen und hatte etwas gelernt. So zogen alle Teilnehmer eine durchweg super-positive Bilanz. Auch unsere fortgeschrittenen Läufer waren begeistert. 

Ob ich es im Nachhinein nochmal gemacht hätte? Auf jeden Fall!!! Ich kann nur jedem Läufer, auch den nicht so super-ehrgeizigen Hobbyläufern, empfehlen es einmal auszuprobieren. Das Trailrunning-Camp mit Anne-Marie ist die beste Gelegenheit. Ich habe endlich „meinen Sport“ gefunden - dafür DANKE, Anne-Marie und dem Team! Vielleicht buche ich mich irgendwann nochmal ein, einfach weil es sooooo schön war. Und nach Vietnam kann ich ja immer noch...

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